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7.2 Wahl der angemessenen Geschwindigkeit

Grundsatz: Fahren auf Sicht!

Es darf nur so schnell gefahren werden, dass innerhalb der übersehbaren Strecke gehalten werden kann. Auf Fahrbahnen, die so schmal sind, dass dort entgegenkommende Fahrzeuge gefährdet werden könnten, muss jedoch so langsam gefahren werden, dass mindestens innerhalb der Hälfte der übersehbaren Strecke gehalten werden kann.

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Gesetzliche Grundlage: § 3 Abs. 1 StVO

„Wer ein Fahrzeug führt, darf nur so schnell fahren, dass das Fahrzeug ständig beherrscht wird. Die Geschwindigkeit ist insbesondere den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen sowie den persönlichen Fähigkeiten und den Eigenschaften von Fahrzeug und Ladung anzupassen.“


Straßenverhältnisse

Typische Situationen:

  • Alleen: Enge Kurven, hohe Bäume direkt neben der Fahrbahn – Gefahren durch geringen Seitenabstand und Blendung durch Licht-Schatten-Wechsel.

  • Kurven: Auf nasser oder verschmutzter Fahrbahn besteht erhöhte Schleudergefahr – also: „Vor der Kurve runter vom Gas“.


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Quelle: freepik.com

 

 

  • Kuppen und Unebenheiten: Begrenzen die Sicht auf den Gegenverkehr oder Hindernisse. Geschwindigkeit vorsorglich reduzieren!

  • Fahrbahnverschmutzung durch Laub, Erde oder Öl (z. B. bei Baustellen oder Feldzufahrten): Gefahr von Rutschunfällen.

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Verkehrsverhältnisse

Beispiele für angepasste Geschwindigkeit:

  • Zähfließender Verkehr und Stau: Vorausschauend fahren, Lücken lassen, nicht hektisch beschleunigen.

  • Langsame Fahrzeuge (z. B. Traktoren): Kolonnen bilden sich – Überholen nur, wenn sicher möglich.
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    Quelle: freepik.com

  • Radfahrer und Fußgänger am Straßenrand: Geschwindigkeit drosseln und Seitenabstand wahren.

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    Quelle: freepik.com

  • Stark frequentierte Kreuzungen und Ampelbereiche: Frühzeitig bremsbereit sein.

Merksatz: „Ich fahre nicht so schnell ich darf, sondern so schnell ich kann – mit Rücksicht auf andere.“


Sichtverhältnisse

Grundregel: "Sicht weg – Gas weg."

Beachte:

  • Blendung durch tiefstehende Sonne oder Scheinwerfer: Sicht stark eingeschränkt – Tempo reduzieren.

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  • Verschmierte oder beschlagene Scheiben: Sichtfeld begrenzt → vor Fahrtantritt reinigen, bei Fahrt Tempo reduzieren.

  • Nebel: Unter 50 m Sicht → gesetzlich maximal 50 km/h erlaubt – auch bei anderen Verkehrszeichen!

  • Dämmerung oder Dunkelheit: Geschwindigkeit so wählen, dass du innerhalb der Reichweite deines Abblendlichts anhalten kannst.

  • Waldgebiete/Alleen: Wechsel von Licht und Schatten erschwert das Erkennen von Hindernissen.


Witterungsverhältnisse

Wichtige Einflussfaktoren:

  • Regen und Nässe: Verlängerter Bremsweg, rutschige Stellen → Tempo reduzieren, Abstand vergrößern.

Beträgt die Sichtweite durch Nebel, Schneefall oder Regen weniger als 50 m, darf nicht schneller als 50 km/h gefahren werden, wenn nicht eine geringere Geschwindigkeit geboten ist.

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  • Laub auf der Fahrbahn: Besonders rutschig, ähnlich wie Glatteis – langsam und vorausschauend fahren.
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    Quelle: freepik.com

  • Schnee und Eis: Extrem verlängerter Bremsweg – sanfte Lenk- und Bremsbewegungen.

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  • Aquaplaning: Spurrillen mit Wasser, hohes Tempo, abgefahrene Reifen → Fahrzeug verliert Bodenkontakt. Sofort langsamer werden!

  • Seitenwind (z. B. auf Brücken, in Alleen): Plötzliche Auslenkung des Fahrzeugs möglich – Lenkrad festhalten, Tempo senken.


Persönliche Fähigkeiten

  • Übermüdung, Krankheit oder Stress: Reaktionszeit verlängert sich – Geschwindigkeit reduzieren.

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  • Fahranfänger: Unsicher in der Einschätzung von Situationen → lieber vorsichtig fahren.

  • Ablenkung durch Handy, Gespräche oder Emotionen: Konzentration sinkt → lieber einen Gang runterschalten – auch wörtlich.

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Eigenschaften von Fahrzeug und Ladung

  • Reifen: Zustand, Profiltiefe und Typ (z. B. M+S-Reifen) bestimmen die maximal zulässige Geschwindigkeit.

  • Ladung: Hoher Schwerpunkt oder schlechte Sicherung → instabile Fahreigenschaften, besonders bei Ausweichmanövern.

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  • Anhängerbetrieb: Begrenzte Geschwindigkeit laut StVO (z. B. max. 80 km/h), längerer Bremsweg.


§ 3 Abs. 2 StVO – Mindestgeschwindigkeit

„Ohne triftigen Grund dürfen Kraftfahrzeuge nicht so langsam fahren, dass sie den Verkehrsfluss behindern.“

 Bedeutung:

  • Zu langsames Fahren kann genauso gefährlich sein wie zu schnelles Fahren!

  • Gefahr durch ungeduldige Überholmanöver, stockenden Verkehr, Auffahrunfälle

Ausnahme: Natürlich darfst du langsam fahren, wenn die Situation es erfordert – z. B. bei Nebel, vor Gefahrenstellen oder bei Unsicherheit.


§ 3 Abs. 2a StVO – Rücksicht auf besonders gefährdete Verkehrsteilnehmer

„Wer ein Fahrzeug führt, muss sich gegenüber Kindern, hilfsbedürftigen und älteren Menschen so verhalten, dass eine Gefährdung ausgeschlossen ist – insbesondere durch Verminderung der Fahrgeschwindigkeit und durch Bremsbereitschaft.“

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Was heißt das konkret?

  • Tempo reduzieren, wenn z. B. Kinder am Fahrbahnrand spielen oder Senioren beim Überqueren der Straße sind.

  • Fuß vom Gas, Bremse griffbereit, ggf. Schrittgeschwindigkeit

  • Auch bei Unklarheit, ob jemand die Straße überqueren will – vorsichtig bleiben!

💡 Merksatz:

„Kinder sehen viel – aber sie verstehen wenig. Du musst für beide mitdenken.“

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Quelle: freepik.com

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Fazit

Die Geschwindigkeit darf nie pauschal gewählt werden, sondern muss situationsabhängig angepasst werden. Wer diese sechs Faktoren berücksichtigt, fährt gesetzeskonform und sicher:

  1. Straßenverhältnisse

  2. Verkehrsverhältnisse

  3. Sichtverhältnisse

  4. Wetterverhältnisse

  5. Persönliche Fähigkeiten

  6. Fahrzeug- und Ladezustand