3.1 Sehen
Stell dir vor, du fährst mit deinem Motorrad eine kurvige Landstraße entlang. Die Sonne steht tief, dein Visier ist leicht beschlagen – und plötzlich taucht aus dem Schatten ein Traktor auf, der langsam abbiegt. Du erschrickst, bremst stark, dein Herz schlägt schneller. Noch einmal gut gegangen...
Genau in solchen Momenten zeigt sich: Sehen ist überlebenswichtig!
Motorradfahrer sind im Straßenverkehr besonders gefährdet – sie werden leicht übersehen und haben keine Knautschzone. Umso entscheidender ist es, dass du selbst alles dafür tust, gut zu sehen – und frühzeitig zu erkennen, was auf dich zukommt.
1. Passive Seh-Faktoren
→ Was du mitbringst – oder vermeiden solltest
Definition:
Passive Faktoren sind alles, was unabhängig von deiner aktiven Handlung deine Sicht beeinflusst. Sie betreffen z. B. deine Augen, deine Ausrüstung (Helm, Visier) und äußere Umstände.
Sehschärfe
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Vorteil guter Sehschärfe:
Du erkennst rechtzeitig Verkehrszeichen, Gefahren, andere Verkehrsteilnehmer und kannst Entfernungen besser einschätzen. -
Nachteil bei eingeschränkter Sehschärfe:
Schlechte Sicht erhöht das Risiko, Dinge zu spät oder falsch wahrzunehmen. Das kann zu spätem Reagieren oder sogar Unfällen führen. -
Gefahr:
Selbst geringe Sehschwächen (z. B. Weitsichtigkeit) können bei Dunkelheit oder Regen fatale Folgen haben – besonders bei hoher Geschwindigkeit.
Zustand des Helms & Visiers
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Vorteile eines sauberen, klaren Visiers:
Klare Sicht bei Tag und Nacht, weniger Blendung, bessere Reaktionsfähigkeit. -
Nachteile & Gefahren bei beschädigten oder verschmutzten Visieren:
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Blendung bei Nacht durch Kratzer
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Verzerrtes Lichtbild
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Eingeschränkte Sicht bei Regen
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Ermüdung durch angestrengtes Sehen
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✅ Tipp für Schüler:
Das Visier gehört zur persönlichen Schutzausrüstung – regelmäßig reinigen, bei Kratzern austauschen!
Sichtfeld & Helmform
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Problem:
Viele Integralhelme schränken das periphere Sehen ein. Besonders bei sportlichen Helmen mit engem Sichtausschnitt. -
Gefahr:
Du siehst z. B. beim Schulterblick nicht genug oder bemerkst Radfahrer und Fußgänger erst sehr spät. -
✅ Tipp:
Keine zusätzliche Einschränkung durch Sturmhauben, versetzte Brillen etc. – und: Kopf drehen statt nur Augen rollen!
2. Aktive Seh-Faktoren
→ Deine bewusste Wahrnehmung beim Fahren
Definition:
Aktive Seh-Faktoren hängen davon ab, wie du deinen Blick führst, wohin du schaust, wie du Gefahren früh erkennst und wie du dich visuell vorbereitest.
Blickführung & Fahrtechnik
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Richtiges Verhalten:
Immer dorthin schauen, wohin man fahren will. Vorausschauend denken: nicht nur auf das Vorderrad schauen, sondern den weiteren Streckenverlauf erfassen. -
Gefahr falscher Blicktechnik:
Wer nur direkt vor das Vorderrad schaut, reagiert zu spät. In Kurven führt das oft zu unruhiger Fahrweise und zu weiter werdenden Radien. -
✅ Tipp für Schüler:
Trainiert das „Vorausschauen“ – etwa 6 bis 8 Sekunden in die Zukunft denken. Fixiert Blickpunkte wie Kurvenausgänge, Kuppen, Kreuzungen.
Sitzposition und Einfluss auf Sicht
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Vorteile bei aufrechter Sitzhaltung (z. B. Naked Bikes, Tourer):
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Bessere Übersicht
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Geringerer toter Winkel
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Entspanntere Blickführung
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Nachteile bei Sportlern:
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Tiefe Haltung = eingeschränkte Fernsicht
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Nackenbelastung
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Erhöhter „Tunnelblick“ durch den Helm
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Toter Winkel und Schulterblick
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Wichtig zu wissen:
Rückspiegel zeigen nicht alles! Motorräder haben einen besonders großen toten Winkel. -
Gefahr:
Fahrzeuge, besonders Autos oder Fahrräder, können sich dort „verstecken“ – riskante Spurwechsel möglich. -
✅ Regel:
Immer vor dem Spurwechsel Schulterblick einbauen, auch wenn Rückspiegel frei sind.
Skizze Toter Winkel?
Zusammenfassung & Merksätze:
📝 Zusammenfassung:
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Gutes Sehen ist kein „Bonus“ – es ist die Basis deiner Sicherheit.
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Passives Sehen hängt von dir und deinem Equipment ab.
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Aktives Sehen hängt von deiner Konzentration und Blicktechnik ab.
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Wer nicht richtig sieht, reagiert zu spät oder falsch.
🔔 Merksätze zum Mitnehmen:
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„Fahr nie schneller, als du sehen kannst.“
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„Deine Augen sind dein Radar – pflege sie gut!“
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„Gucken. Denken. Fahren.“
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