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Sonstige Pflichten des Fahrzeugführers

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Verantwortung beginnt vor dem Start – Deine Rolle als Fahrzeugführer

Bevor du überhaupt den Motor startest, beginnt deine Verantwortung. Viele unterschätzen, dass die „sonstigen Pflichten“ nicht erst während der Fahrt gelten – sie starten schon beim Gang zum Fahrzeug. Ob Auto, Motorrad, Lkw oder Traktor: Wer fahren will, muss sicherstellen, dass alles in Ordnung ist.

Ich sage meinen Fahrschülern immer: „Du bist der Kapitän deines Fahrzeugs.“ Und kein Kapitän sticht in See, ohne vorher zu prüfen, ob sein Schiff schwimmt. ⚓


Vor Fahrtantritt – Fahrzeugcheck und Vorbereitung

Bevor du losfährst, musst du sicherstellen, dass dein Fahrzeug verkehrs- und betriebssicher ist.
Dazu gehören beim Motorrad:

  • Bremsen prüfen: Im Stand mehrmals kräftig betätigen. So merkst du, ob die mechanischen Teile funktionieren und die Hydraulik dicht ist.

  • Beleuchtung testen: Abblendlicht, Blinker, Bremslicht – alles muss funktionieren.

  • Helmvisier und Kleidung prüfen: Sauberes Visier, flatterfreie Kleidung – das schützt dich und sorgt für freie Sicht.

  • Gepäck richtig sichern: Packtaschen, Topcase, Tankrucksack – sie dürfen weder verrutschen noch das Fahren beeinflussen.

Beim Auto, Lkw oder Traktor kommen weitere Punkte dazu:

  • Scheiben, Spiegel, Beleuchtung und Kennzeichen müssen sauber, unbeschädigt und lesbar sein.

  • Im Winter: Eis und Schnee auch vom Dach entfernen – sonst gefährdest du andere durch herabfallende Platten.

  • Betriebssicherheit prüfen: Bremsen, Reifen, Flüssigkeiten, Sicht und Beleuchtung.

Wer sein Fahrzeug eingeschneit einfach startet, ohne es gründlich zu reinigen, riskiert ein Bußgeld und gefährdet andere Verkehrsteilnehmer.

Landmaschinen und Anbaugeräte

Bei landwirtschaftlichen Zugmaschinen müssen Anbaugeräte vor Fahrtbeginn in Transportstellung gebracht und gesichert sein. Gefährliche Teile müssen abgedeckt, zulässige Achslasten beachtet und die Beleuchtung überprüft werden.
Das gilt auch für Frontanbaugeräte – sie verändern die Fahrzeugabmessungen und müssen beim Fahren berücksichtigt werden.

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Sichtbarkeit und Schutz – Gesehen werden rettet Leben 👀

Ein häufig unterschätzter Punkt: gesehen werden ist genauso wichtig wie sehen können.
Motorräder sind schmal und werden leicht übersehen – selbst bei eingeschaltetem Licht. Deshalb:

  • Trage auffällige Kleidung – am besten in grellen oder hellen Farben.

  • Reflektierende Bereiche auf Jacke und Helm erhöhen die Sichtbarkeit bei Nacht.

  • Auch der Sozius sollte auffällige Kleidung tragen – sonst wirkt das Motorrad aus der Ferne kleiner und schwerer erkennbar.

Zur geeigneten Schutzkleidung gehören:

  • Eng anliegende Motorradjacke mit Protektoren

  • Rückenprotektor

  • Motorradhandschuhe aus abriebfestem Material

  • Stiefel, die über die Knöchel reichen und rutschfeste Sohlen haben

  • Ein geprüfter, passender Helm – am besten Integralhelm, der auch Gesicht und Kinn schützt

Ein zerkratztes Visier solltest du sofort austauschen. Kratzer können blenden und die Sicht massiv einschränken – besonders bei Nacht.

Kopfstützen im Pkw

Auch im Pkw sind Kopfstützen sicherheitsrelevant: Die Oberkante sollte etwa mit der höchsten Stelle des Kopfes übereinstimmen, der Abstand zum Hinterkopf möglichst gering. Das schützt bei Auffahrunfällen vor Schleudertrauma.

Kennzeichen, Versicherung & Halterpflichten – Papierkram mit Bedeutung

Auch bei der Zulassung und dem Versicherungsstatus gibt es klare Pflichten:

  • Kennzeichen müssen fest angebracht, gut lesbar und bei Dunkelheit beleuchtet sein.

  • Veränderungen sind verboten – keine Folien oder Aufkleber!

  • Wenn die Haftpflichtversicherung erloschen ist, darf das Fahrzeug nicht mehr benutzt werden und muss abgemeldet werden.

  • Änderungen von Wohnsitz oder Namen musst du der Zulassungsstelle unverzüglich melden.

Das klingt nach Bürokratie – aber es ist deine Pflicht als Fahrzeughalter.
Ohne Versicherungsschutz auf der Straße zu sein, ist nicht nur fahrlässig – es kann dich finanziell ruinieren.

Fahrzeuge mit Planen oder Zwillingsreifen

Bei Fahrzeugen mit Planen muss die Sicht über die Spiegel frei bleiben. Vereiste Planen oder Eisplatten vom Aufbau sind vor Fahrtbeginn zu entfernen – sie können andere gefährden.
Bei Zwillingsreifen gilt: Ragen sie seitlich über die Beleuchtung hinaus, müssen bei Dunkelheit zusätzliche Leuchten angebracht werden.

Technik, Handy & Navigation – Konzentration ist Sicherheit 📱

Smartphones und Navigationsgeräte sind praktische Helfer – aber sie dürfen dich nicht ablenken.
Wichtige Regeln:

  • Ziel nur im Stand eingeben.

  • Nicht während der Fahrt bedienen.

  • Sprachausgabe nutzen – am besten über Headset.

  • Auch mit Freisprecheinrichtung gilt: Wenn das Gespräch dich ablenkt – lass es lieber.

Ablenkung ist heute eine der häufigsten Unfallursachen. Du bist kein schlechter Fahrer, wenn du mal einen Anruf ignorierst – du bist ein kluger.

Warnsignale nicht überhören

Laute Musik oder ablenkende Gespräche können dazu führen, dass du Warnsignale im Verkehr überhörst.
Deshalb: Halte die Lautstärke so, dass du Hupen, Sirenen oder Bremsgeräusche jederzeit wahrnimmst.

Halten, Parken, Rückwärtsfahren & Anhänger – Sicherheit steht

Ein Fahrzeug darf nie ungesichert stehen.
Am Berg gilt:

  • Schaltgetriebe: Gang einlegen und Feststellbremse anziehen.

  • Automatik: Wählhebel auf „P“.

  • Anhänger: Feststellbremse anziehen und ggf. Unterlegkeile verwenden.

Beim Rückwärtsfahren:

  • Einweisen lassen, wenn du nicht alles siehst.

  • Nach hinten überstehende Ladung beachten.

  • Eine Rückfahrkamera ersetzt keine eigene Umsicht.

Ich sehe das oft in der Praxis: „Ich hab doch ne Kamera!“ – Ja, aber die zeigt nicht alles. Und ein Kind hinter dem Auto siehst du manchmal erst, wenn es zu spät ist.

Der „Tote Winkel“ – unsichtbare Gefahr und wie du sie vermeidest

Einer der größten Risikofaktoren im Straßenverkehr. Der tote Winkel ist der Bereich neben und hinter dem Fahrzeug, der selbst mit Spiegeln nicht einsehbar ist. Besonders gefährlich ist er für Radfahrer, Fußgänger und Motorradfahrer.

Gefährdung vermeidest du, indem du:

  • rückwärtigen Verkehr regelmäßig beobachtest,

  • erst abbiegst, wenn der Bereich neben dir frei ist,

  • und deine Spiegel optimal einstellst.

Kurz gesagt: Deine Pflichten schützen Leben

Fahrzeugführer zu sein heißt, Verantwortung zu übernehmen – für dich, dein Fahrzeug und alle anderen im Straßenverkehr.
Jede scheinbar kleine Nachlässigkeit – ein beschlagenes Visier, eine ungesicherte Plane, ein übersehenes Kind – kann große Folgen haben.

Wichtig: Du darfst keinen Radfahrer mitziehen – auch nicht bei Schrittgeschwindigkeit oder auf wenig befahrenen Straßen. Das ist verboten und lebensgefährlich.

Ich bringe es meinen Fahrschülern immer so bei:
Sicherheit ist kein Zufall, sie ist Vorbereitung.

Übung & Kontrolle – Teste dein Wissen

Zum Abschluss ein paar typische Prüfungsfragen, mit denen du dein Wissen testen kannst:

  1. Warum sollst du Bremsen regelmäßig im Stand prüfen?

  2. Welche Kleidung erhöht deine Sichtbarkeit im Straßenverkehr?

  3. Was musst du tun, wenn dein Fahrzeug eingeschneit ist?

  4. Welche Pflichten hast du als Halter bei Versicherungsänderungen?

  5. Wie sicherst du ein Fahrzeug am Berg gegen Wegrollen?

  6. Was ist bei Fahrzeugen mit Planen oder Zwillingsreifen zu beachten?

  7. Warum ist das Mitziehen von Radfahrern verboten?

 

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