7.2 Wahl der angemessenen Geschwindigkeit
⚖️ Gesetzliche Grundlage: § 3 Abs. 1 StVO
„Wer ein Fahrzeug führt, darf nur so schnell fahren, dass das Fahrzeug ständig beherrscht wird. Die Geschwindigkeit ist insbesondere den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen sowie den persönlichen Fähigkeiten und den Eigenschaften von Fahrzeug und Ladung anzupassen.“
🛣️ Straßenverhältnisse
Typische Situationen:
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Alleen: Enge Kurven, hohe Bäume direkt neben der Fahrbahn – Gefahren durch geringen Seitenabstand und Blendung durch Licht-Schatten-Wechsel.
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Kurven: Auf nasser oder verschmutzter Fahrbahn besteht erhöhte Schleudergefahr – also: „Vor der Kurve runter vom Gas“.
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Kuppen und Unebenheiten: Begrenzen die Sicht auf den Gegenverkehr oder Hindernisse. Geschwindigkeit vorsorglich reduzieren!
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Fahrbahnverschmutzung durch Laub, Erde oder Öl (z. B. bei Baustellen oder Feldzufahrten): Gefahr von Rutschunfällen.
🚗 Verkehrsverhältnisse
Beispiele für angepasste Geschwindigkeit:
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Zähfließender Verkehr und Stau: Vorausschauend fahren, Lücken lassen, nicht hektisch beschleunigen.
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Langsame Fahrzeuge (z. B. Traktoren): Kolonnen bilden sich – Überholen nur, wenn sicher möglich.
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Radfahrer und Fußgänger am Straßenrand: Geschwindigkeit drosseln und Seitenabstand wahren.
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Stark frequentierte Kreuzungen und Ampelbereiche: Frühzeitig bremsbereit sein.
Merksatz: „Ich fahre nicht so schnell ich darf, sondern so schnell ich kann – mit Rücksicht auf andere.“
🌫️ Sichtverhältnisse
Grundregel: "Sicht weg – Gas weg."
Beachte:
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Blendung durch tiefstehende Sonne oder Scheinwerfer: Sicht stark eingeschränkt – Tempo reduzieren.
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Verschmierte oder beschlagene Scheiben: Sichtfeld begrenzt → vor Fahrtantritt reinigen, bei Fahrt Tempo reduzieren.
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Nebel: Unter 50 m Sicht → gesetzlich maximal 50 km/h erlaubt – auch bei anderen Verkehrszeichen!
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Dämmerung oder Dunkelheit: Geschwindigkeit so wählen, dass du innerhalb der Reichweite deines Abblendlichts anhalten kannst.
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Waldgebiete/Alleen: Wechsel von Licht und Schatten erschwert das Erkennen von Hindernissen.
🌧️ Witterungsverhältnisse
Wichtige Einflussfaktoren:
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Regen und Nässe: Verlängerter Bremsweg, rutschige Stellen → Tempo reduzieren, Abstand vergrößern.
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Laub auf der Fahrbahn: Besonders rutschig, ähnlich wie Glatteis – langsam und vorausschauend fahren.
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Schnee und Eis: Extrem verlängerter Bremsweg – sanfte Lenk- und Bremsbewegungen.
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Aquaplaning: Spurrillen mit Wasser, hohes Tempo, abgefahrene Reifen → Fahrzeug verliert Bodenkontakt. Sofort langsamer werden!
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Seitenwind (z. B. auf Brücken, in Alleen): Plötzliche Auslenkung des Fahrzeugs möglich – Lenkrad festhalten, Tempo senken.
🧍 Persönliche Fähigkeiten
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Übermüdung, Krankheit oder Stress: Reaktionszeit verlängert sich – Geschwindigkeit reduzieren.
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Fahranfänger: Unsicher in der Einschätzung von Situationen → lieber vorsichtig fahren.
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Ablenkung durch Handy, Gespräche oder Emotionen: Konzentration sinkt → lieber einen Gang runterschalten – auch wörtlich.
🚛 Eigenschaften von Fahrzeug und Ladung
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Reifen: Zustand, Profiltiefe und Typ (z. B. M+S-Reifen) bestimmen die maximal zulässige Geschwindigkeit.
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Ladung: Hoher Schwerpunkt oder schlechte Sicherung → instabile Fahreigenschaften, besonders bei Ausweichmanövern.
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Anhängerbetrieb: Begrenzte Geschwindigkeit laut StVO (z. B. max. 80 km/h), längerer Bremsweg.
🛑 Fazit
Die Geschwindigkeit darf nie pauschal gewählt werden, sondern muss situationsabhängig angepasst werden. Wer diese sechs Faktoren berücksichtigt, fährt gesetzeskonform und sicher:
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Straßenverhältnisse
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Verkehrsverhältnisse
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Sichtverhältnisse
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Wetterverhältnisse
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Persönliche Fähigkeiten
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Fahrzeug- und Ladezustand