2.6 Bedeutung der Grundfahraufgaben
Viele Fahrschüler fragen sich zu Beginn der Ausbildung:
„Warum muss ich Slalom fahren, ausweichen oder in Schrittgeschwindigkeit balancieren?“
Die Antwort ist einfach: Weil genau diese Grundübungen die Basis für dein sicheres Motorradfahren im Alltag bilden.
Die sogenannten Grundfahraufgaben vermitteln dir wichtige Fertigkeiten – Balance, Fahrzeugbeherrschung, Blickführung, Reaktion und Koordination.
Wenn du sie sicher beherrschst, bist du nicht nur auf die Prüfung gut vorbereitet, sondern auch auf kritische Verkehrssituationen im echten Leben.
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1. Was sind Grundfahraufgaben überhaupt?
Grundfahraufgaben sind festgelegte Übungen, die du in deiner Fahrausbildung auf einem geschützten Platz trainierst.
Sie gehören zum Pflichtprogramm jeder praktischen Prüfung der Klasse A, A1, A2 und AM.
Ziel:
➡️ Nachweis, dass du das Motorrad unter kontrollierten Bedingungen sicher beherrschst
➡️ Schulung von Reaktionsvermögen, Blicktechnik und Bewegungsabläufen
2. Warum sind sie so wichtig für die Fahrpraxis?
In kritischen Situationen auf der Straße musst du schnell, präzise und intuitiv reagieren können.
Die Grundfahraufgaben simulieren genau solche Situationen – aber in einem sicheren Rahmen.
Grundfahraufgabe | Bedeutung in der Praxis |
---|---|
Slalom | Ausweichen bei Gegenverkehr, Engstellen oder Hindernissen |
Stop and Go / Schrittgeschwindigkeit | Stau, Stadtverkehr, enge Passagen |
Ausweichen ohne / mit Abbremsen | Plötzlich auftauchende Hindernisse |
Bremsung mit höchstmöglicher Verzögerung | Notbremsung bei Gefahr |
Kreisfahrt | Kurvenverhalten und Gleichgewichtstraining |
3. Was wird durch die Grundfahraufgaben konkret geschult?
Bereich | Ziel |
---|---|
Gleichgewicht | Sicheres Fahren bei niedriger Geschwindigkeit |
Lenktechnik | Präzises Kurven- und Ausweichverhalten |
Blickführung | Vorausschauendes und zielgerichtetes Fahren |
Koordination | Zusammenspiel von Kupplung, Bremse, Gas und Körperhaltung |
Reaktion | Schnelles und richtiges Handeln unter Druck |
Der Fahrschüler muss eine Slalomstrecke aus 6 Leitkegeln mit jeweils 3,5 m Abstand in Schrittgeschwindigkeit (etwa 5 km/h im 1. Gang) durchfahren. Dabei ist das Gleichgewicht zu halten sowie Kupplung, Gas und Bremse korrekt zu bedienen.
- Überschreiten der Schrittgeschwindigkeit
- Auslassen eines Feldes
- Umwerfen eines Leitkegels
- Absetzen eines Fußes auf die Fahrbahn.
Abbremsen mit höchstmöglicher Verzögerung
Inhalt der Grundfahraufgabe:
Der Fahrschüler muss das Kraftrad aus einer Geschwindigkeit von etwa 50 km/h mit beiden Bremsen und größtmöglicher Verzögerung bis zum Stillstand abbremsen, ohne dabei deutlich von der Fahrlinie abzuweichen. Da die Aufgabe nur durchgeführt wird, wenn eine Gefährdung des nachfolgenden Verkehrs ausgeschlossen ist, ist eine Rückschau (Spiegelkontrolle und Blick in den toten Winkel) vor Einleitung der Bremsung nicht erforderlich. Ein blockierendes Hinterrad wird nicht als Fehler gewertet, sofern das Motorrad dabei stabil in der Spur bleibt.
Fehlerbewertung:
- Fehlerbewertung in der Motorradführerschein Fahrprüfung:
- Zu geringe Ausgangsgeschwindigkeit
- Nichterreichen der notwendigen Verzögerung
- Benutzung nur eines Bremshebels *
- Wesentliches Abweichen von der Fahrlinie
- Abwürgen des Motors.
- Gilt nicht für kombinierte Brems-Systeme, bei welchen bei Betätigung nur eines Brems-Hebels die volle Bremswirkung aller Bremsen erreicht werden kann.
Ausweichen ohne Abbremsen
Inhalt der Grundfahraufgabe:
Der Fahrschüler beschleunigt auf etwa 50 km/h, weicht vor einer markierten Stelle um rund 1 bis 1,5 Meter nach links aus und kehrt anschließend, ohne zu bremsen, wieder auf die ursprüngliche Fahrlinie zurück. Das Ausweichmanöver darf frühestens 9 Meter vor der Markierung eingeleitet werden.
Da die Aufgabe nur durchgeführt wird, wenn eine Gefährdung des nachfolgenden Verkehrs ausgeschlossen ist, ist eine Rückschau (Spiegelkontrolle und Schulterblick) vor dem Ausweichen nicht erforderlich.
Fehlerbewertung:
- Zu geringe Ausgangsgeschwindigkeit
- Zu frühes oder nicht ausreichendes Ausweichen
- Bremsen vor Wiedererreichen der Fahrlinie
- Die ursprüngliche Fahrlinie wird nicht annähernd wieder erreicht
- Herunternehmen eines Fußes oder beider Füße von den Fußrasten
- Umwerfen des zweiten Leitkegels.
Ausweichen nach Abbremsen
Inhalt der Grundfahraufgabe für den Motorradführerschein:
Der Fahrschüler beschleunigt zunächst auf etwa 50 km/h, bremst rechtzeitig kurz ab und leitet nach dem Lösen der Bremsen mit einer Geschwindigkeit im eigenstabilen Bereich (rund 30 km/h) das Ausweichen ein. Dabei ist vor einer markierten Stelle um etwa 1 bis 1,5 Meter nach links auszuweichen und anschließend, ohne zu bremsen, wieder auf die ursprüngliche Fahrlinie zurückzukehren. Das Ausweichmanöver darf frühestens 7 Meter vor der Markierung begonnen werden.
Da die Aufgabe nur durchgeführt wird, wenn eine Gefährdung des nachfolgenden Verkehrs ausgeschlossen ist, entfällt eine Rückschau (Spiegelkontrolle und Schulterblick) vor dem Ausweichen.
Fehlerbewertung:
- Zu geringe Ausgangsgeschwindigkeit
- Zu frühes oder nicht ausreichendes Ausweichen
- "Herumlenken" des Kraftrades um die Leitkegel
- Nichtlösen der Bremsen beim Ausweichen oder Bremsen vor Wiedererreichen der Fahrlinie
- Die ursprüngliche Fahrlinie wird nicht annähernd wieder erreicht
- Herunternehmen eines Fußes oder beider Füße von den Fußrasten
- Umwerfen des zweiten Leitkegels.
Slalom 4 x 7 m Abstand
Inhalt der Grundfahraufgabe für den Motorradführerschein:
Der Fahrschüler hat eine Slalomstrecke von ca. 50 m Länge mit 5 Leitkegeln im Abstand von jeweils 7 m in einer Geschwindigkeit von etwa 30 km/h zu durchfahren.
Fehlerbewertung:
- Zu geringe Geschwindigkeit
- Auslassen eines Feldes
- Umwerfen eines Leitkegels
- Berühren der Fahrbahn mit einem Fuß
Langer Slalom
Inhalt der Grundfahraufgabe für den Motorradführerschein:
Der Fahrschüler muss eine Slalomstrecke von ca. 80 m Länge durchfahren. Diese besteht zunächst aus 5 Leitkegeln im Abstand von jeweils 9 m, gefolgt von 2 Leitkegeln im Abstand von jeweils 7 m. Die Aufgabe ist mit einer Anfangsgeschwindigkeit von rund 30 km/h und möglichst gleichbleibendem Tempo zu bewältigen. Sie darf nicht im 1. Gang gefahren werden – je nach Motorrad eignet sich dafür der 2. oder 3. Gang am besten.
Fehlerbewertung:
- Zu geringe Geschwindigkeit
- Auslassen eines Feldes
- Umwerfen eines Leitkegels
- Berühren der Fahrbahn mit einem Fuß.
Fahren mit Schrittgeschwindigkeit geradeaus
Inhalt der Grundfahraufgabe für den Motorradführerschein:
Der Fahrschüler fährt eine Strecke von etwa 25 m in Schrittgeschwindigkeit geradeaus. Dabei muss er das Gleichgewicht halten und Kupplung, Gas sowie Bremse korrekt bedienen.
Bild 07
Fehlerbewertung:
- Überschreiten der Schrittgeschwindigkeit
- Starkes Abweichen von der Geraden (mehrfaches Abweichen von der Geraden um mehr als 30 cm nach links oder rechts); die ersten 5 m nach dem Anfahren werden nicht bewertet
- Herunternehmen eines Fußes oder beider Füße von der Fußraste.
Stop and Go
Inhalt der Grundfahraufgabe:
Der Fahrschüler führt mehrfaches Anhalten und Anfahren durch. Dabei sind Gas, Kupplung und Bremse abgestimmt zu bedienen. Die Füße dürfen nur im Stand von den Rasten genommen und zum Abstützen auf die Fahrbahn gesetzt werden. Um die bewusste Neigung des Motorrads zu zeigen, ist zunächst zweimal der eine und anschließend zweimal der andere Fuß abzusetzen. Eine Beobachtung des rückwärtigen Verkehrs ist nur beim ersten Anfahren erforderlich. Ein Gangwechsel während der Aufgabe ist nicht notwendig.
Bild 08
Fehlerbewertung:
- Anfahren im falschen Gang
- Abwürgen des Motors
- Füße nicht auf den Fußrasten, außer zum Abstützen beim Anhalten
- Absetzen der Füße nicht wie beschrieben.
Kreisfahrt
Inhalt der Grundfahraufgabe für den Motorradführerschein:
Der Fahrschüler fährt in einen Kreis mit einem Halbmesser von 4,5 m ein (eine Markierung ist nicht zwingend erforderlich), umrundet diesen mehrfach und verlässt ihn anschließend wieder. Die Kreisfahrt kann nach links oder rechts gefordert werden, auf öffentlichen Straßen jedoch ausschließlich nach links. Die Geschwindigkeit ist so zu wählen, dass eine deutliche Schräglage entsteht. Eine Rückschau (Spiegel und Schulterblick) ist nur vor dem Einfahren in den Kreis erforderlich.
Bild 09
Fehlerbewertung:
- Starkes Abweichen vom vorgegebenen Halbmesser
- Starkes Abweichen von der Kreisform
- Herunternehmen eines Fußes oder beider Füße von der Fußraste
- Fahren im falschen Gang
- Schräglage ist nicht festzustellen.