1.3 Betriebs- und Verkehrssicherheit
Ein Motorrad ist kein reines Sportgerät – es ist ein Verkehrsmittel, das bei jeder Fahrt zu 100 % funktionieren muss. Anders als im Auto schützt dich keine Karosserie, keine Airbags, kein Notbremsassistent. Deine Sicherheit hängt direkt vom technischen Zustand deines Motorrads ab.
Ein platter Reifen, eine defekte Bremse oder eine lockere Kette kann im falschen Moment lebensgefährlich werden.
Deshalb musst du lernen, dein Fahrzeug selbstständig auf Betriebs- und Verkehrssicherheit zu prüfen – regelmäßig und gewissenhaft.
1. Was bedeutet „Betriebs- und Verkehrssicherheit“?
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Betriebssicherheit bedeutet:
Das Motorrad ist technisch in einem Zustand, in dem es funktioniert – Motor, Bremsen, Beleuchtung usw.
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Verkehrssicherheit bedeutet:
Das Motorrad erfüllt alle Vorschriften der StVZO (Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung) und darf legal und sicher am Straßenverkehr teilnehmen (z. B. Beleuchtung, Spiegel, Kennzeichenbeleuchtung, Reifenzustand).
2. Wichtige Kontrollpunkte für die tägliche Fahrzeugprüfung
Bauteil / Bereich | Was muss geprüft werden? | Warum ist das wichtig? |
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Reifen (Profil & Druck) | Profil mind. 1,6 mm, richtiger Luftdruck | Falscher Druck = Instabilität, Rutschgefahr |
Beleuchtung (vorn & hinten) | Funktion von Abblend-, Fern-, Brems-, Rück- & Blinklicht | Gesehen werden – andere warnen können |
Bremsen | Funktion Vorder- und Hinterradbremse, Druckpunkt klar | Versagen = Unfallgefahr |
Lenkung | Kein Spiel, leichtgängig, kein Schleifen | Kontrolle über Richtung – Sturzgefahr bei Defekt |
Kette / Riemen / Kardan | Spannung korrekt, sauber, gut geschmiert | Zu lose/zu straff = Reiß- oder Blockier-Gefahr |
Flüssigkeiten | Bremsflüssigkeit, Ölstand, Kühlwasser (falls vorhanden) | Zu wenig = Motorschaden oder Ausfall der Bremse möglich |
Spiegel | Frei, stabil, korrekt eingestellt | Rücksichtnahme, Überholen, Spurwechsel |
Kennzeichen & Halterung | Sicher befestigt, gut lesbar, beleuchtet | Pflicht nach StVZO |
Hupe | Funktion prüfen | Warnsignal im Notfall |
Fahrzeugunterlagen mitführen | Zulassung, Versicherung, evtl. Betriebserlaubnis | Nachweis im Falle einer Kontrolle |
3. Wann und wie oft kontrollieren?
Zeitpunkt | Was sollte kontrolliert werden? |
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Täglich / vor Fahrtbeginn | Sichtprüfung: Reifen, Licht, Bremsen, Spiegel, Kennzeichen |
Wöchentlich | Reifendruck, Kettenspannung, Flüssigkeiten, Sichtkontrolle |
Nach längerer Standzeit | Alle sicherheitsrelevanten Systeme (Batterie, Licht, Bremse etc.) |
Vor längeren Fahrten / Touren | Vollständige Durchsicht wie bei Inspektion |
4. Typische Mängel – und ihre Folgen
Mangel | Mögliche Folge |
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Abgefahrene Reifen | Aquaplaning, schlechter Grip, längerer Bremsweg |
Falscher Luftdruck | Instabilität in Kurven, schlechter Geradeauslauf |
Defekte Beleuchtung | Nicht gesehen werden → Kollision möglich |
Spiel in der Lenkung | Unkontrollierbares Fahrverhalten |
Zu lose Kette | Kette springt ab → Blockade oder Motorschaden |
Kontrollen an der Bremsanlage
Damit die Bremsanlage jederzeit zuverlässig funktioniert und die Sicherheit gewährleistet ist, sollte sie regelmäßig überprüft werden. Dabei spielen sowohl mechanische als auch hydraulische Bauteile eine wichtige Rolle. Folgende Punkte sind besonders zu beachten:
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Bremshebel: Prüfen, ob er verbogen oder beschädigt ist.
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Übertragungsteile: Sicherstellen, dass alle mechanischen Verbindungen einwandfrei funktionieren.
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Hydraulische Anlage: Auf Dichtheit kontrollieren.
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Bremsflüssigkeit: Alter und Füllstand regelmäßig überprüfen.
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Bremsbeläge:
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Zustand allgemein kontrollieren.
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Austausch bei Erreichen der Verschleißgrenze.
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Austausch, wenn Beläge mit Öl oder Fett verunreinigt sind.
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Bremsscheiben: Sichtprüfung auf Abnutzung oder Schäden.
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Reifen
Ein ausreichendes Reifenprofil ist entscheidend für die Fahrsicherheit, da es den Grip auf der Fahrbahn und die Ableitung von Wasser bei Nässe gewährleistet. Daher sollte das Profil regelmäßig überprüft werden.
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Gesetzliche Vorgaben:
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Mindestprofiltiefe bei Pkw und Motorrädern: 1,6 mm
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Mindestprofiltiefe bei Mofas, Kleinkrafträdern und Leichtkrafträdern: 1,0 mm
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Empfehlung:
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Reifenwechsel bereits ab 3 mm Restprofil, da die Fahreigenschaften deutlich nachlassen.
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Messung:
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Das Profil immer an mehreren Stellen des Reifens kontrollieren.
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Profilerhebungen (TWI):
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Je nach Hersteller unterschiedlich hoch.
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Dienen als Orientierung, kennzeichnen aber nicht immer die gesetzliche Mindestprofiltiefe.
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Eintragungspflicht bei Änderung der Reifengröße, -marke und -modell (ab 2025)
Ab dem Jahr 2025 ändern sich die gesetzlichen Vorgaben für den Einsatz von Reifen. Bisher gültige Herstellerfreigaben oder Unbedenklichkeitsbescheinigungen (UBB) sind dann nicht mehr ausreichend.
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Wegfall bisheriger Nachweise:
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Alle Freigaben und UBBs der Reifenhersteller verlieren ab Januar 2025 ihre Gültigkeit.
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Neue Vorgaben:
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Jeder neue Reifen muss vor der Nutzung durch eine Prüforganisation genehmigt werden.
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Die Genehmigung wird anschließend in der Zulassungsbescheinigung Teil 1 eingetragen.
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Überprüfung des Lenkkopflagers
Das Lenkkopflager ist ein sicherheitsrelevantes Bauteil, da es die Verbindung zwischen Rahmen und Vorderradgabel darstellt. Einwandfreie Funktion sorgt für Stabilität und sicheres Fahrverhalten. Bei der Kontrolle sollten folgende Schritte durchgeführt werden:
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Vorderrad entlasten:
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Standrohre unten anfassen und nach vorne und hinten bewegen.
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Es darf kein spürbares Spiel vorhanden sein.
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Vorderrad entlasten:
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Lenker langsam von Anschlag zu Anschlag bewegen.
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Der Lenker muss sich frei und ohne Widerstand bewegen lassen.
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Wenn ein Rastpunkt fühlbar ist → Hinweis auf ein ausgeschlagenes Lager → muss behoben werden.
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Motorrad abgebockt:
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Vorderradbremse ziehen und den Lenker kräftig eintauchen lassen.
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Treten dabei Knackgeräusche auf, ist das Lenkkopflager schadhaft.
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Kettenspannung
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Vor- und Nachteile einer Kette
Der Kettenantrieb ist bei Motorrädern weit verbreitet. Er bietet einige Vorteile, bringt jedoch auch Nachteile mit sich, die im Betrieb beachtet werden müssen.
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Nachteile:
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Hoher Pflege- und Wartungsaufwand.
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Regelmäßige Pflege mit Kettenspray erforderlich (kein Öl, wegen Umweltschutz!).
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Relativ schneller Verschleiß → kann zu stärkerem Lastwechsel führen.
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Risiko eines Kettenrisses, wenn Wartung vernachlässigt wird.
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Vorteil:
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Sehr geringer Leistungsverlust zwischen Motor und Antrieb.
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