6.6 Bahnübergänge
Warum Bahnübergänge besondere Aufmerksamkeit erfordern
Bahnübergänge gehören zu den gefährlichsten Stellen im Straßenverkehr. Auch wenn Unfälle hier selten sind, führen sie überdurchschnittlich oft zu schweren oder tödlichen Verletzungen. Grund dafür ist die enorme Masse und der lange Bremsweg eines Zuges – bis zu 1.000 m bei einem Nahverkehrszug.
Kennzeichnung und Ankündigung
Gefahrzeichen und Baken
Ein Bahnübergang wird durch das Gefahrzeichen mit Lok-Symbol angekündigt. Zusätzlich findest du Baken:
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3 Streifen → 240 m vor dem Übergang
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2 Streifen → 160 m
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1 Streifen → 80 m
Die Baken befinden sich rechts und links – die Schrägstreifenrichtung zeigt zur Fahrbahn.
Andreaskreuz
Das Andreaskreuz steht direkt vor dem Bahnübergang und bedeutet:
Dem Schienenverkehr ist Vorrang zu gewähren.
Ohne Andreaskreuz – etwa auf Privatwegen, Industrie- oder Hafengebieten – gilt dieser Vorrang nicht automatisch. Dort entscheidet die allgemeine Vorfahrtsregelung.
Verhalten bei der Annäherung
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Mit mäßiger Geschwindigkeit heranfahren.
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Blickkontakt zur Gleisanlage: Kurze, gezielte Blicke nach beiden Seiten.
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Nicht überholen, sobald das Gefahrzeichen sichtbar ist (§ 19 StVO).
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Keine riskanten Fahrstreifenwechsel oder Überholmanöver.
Achtung: Ein aufgemaltes Andreaskreuz allein ersetzt nicht das Verkehrsschild. Es muss aufgestellt sein.
Vorrangregelung am Bahnübergang
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Mit Andreaskreuz: Vorrang für den Schienenverkehr – unabhängig von anderen Vorfahrtszeichen.
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Ohne Andreaskreuz: Gilt die übliche Vorfahrtsregelung (z. B. „rechts vor links“, Vorfahrtzeichen).
Wichtig zu wissen:
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Straßenbahnen im innerörtlichen Verkehr haben nicht automatisch Vorrang.
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Sie unterliegen der jeweiligen Vorfahrtsregelung oder Ampelschaltung – es sei denn, besondere Zeichen oder Lichtsignale regeln etwas anderes.
Quelle: freepik.com
Wartepflicht – wann du halten musst (§ 19 StVO)
Du musst vor dem Andreaskreuz bzw. der Haltlinie anhalten, wenn:
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Ein Zug sichtbar oder hörbar ist (z. B. durch Pfeifen)
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Rotes Blinklicht oder gelbe/rote Lichtzeichen aktiviert sind
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Schranken sich senken oder geschlossen sind
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Ein Bahnbediensteter mit Fahne oder roter Leuchte das Signal „Halt“ gibt
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Stockender Verkehr dich daran hindern würde, den Bahnübergang zügig zu überqueren
Halbschranken:
Die offene Seite ist kein Freifahrtschein – du darfst sie niemals umfahren.
Richtiges Verhalten beim Warten
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Motor abstellen, um Umwelt und Technik zu schonen
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Beleuchtung anpassen, ggf. auf Standlicht schalten, damit andere nicht geblendet werden
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Seitenstraßen freihalten, andere nicht blockieren
Sicher weiterfahren – aber nur bei Freigabe
Du darfst den Bahnübergang erst befahren, wenn:
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Alle Lichtsignale erloschen sind
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Schranken vollständig geöffnet sind
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Ein Bahnmitarbeiter grünes Signal gibt
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Du ohne Unterbrechung durchfahren kannst
Verhalten bei Panne auf dem Bahnübergang
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Fahrzeug sofort verlassen, andere warnen
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Rettungsstelle kontaktieren – an modernen Übergängen sind Hinweisschilder mit Notfallnummer und Standort
Tempolimits und Sonderregelungen
Wenn ein Bahnübergang mit einer zusätzlichen Geschwindigkeitsbegrenzung (z. B. 10 km/h) versehen ist, gilt:
Diese ist bis nach dem vollständigen Überqueren der Gleise einzuhalten.